Vergesst nicht die Azubis

Politik ist schwierig, alle wollen, dass du die persönliche Situation verbesserst. Jede*r will Geld von dir. Und auch ich gehöre zu den Menschen, die gerne mal eine Forderung aufstellen und erst danach prüfen, ob es möglich ist diese umzusetzen. Wobei gibt es auch Leute, die das andersherum machen? Und wenn ja wie? Tipps bitte an mich. Nun zum eigentlichen Thema.

Ich als Auszubildender habe auch viele Punkte, die man deutlich verbessern könnte. Viele haben mit dem Respekt gegenüber jungen Menschen zu tun. Wo wir wieder bei #diesejungenLeute wären. Ein großes Problem in der Wahrnehmung einiger Politker*innen und Parteien ist folgendes: Wir wollen jungen Menschen helfen. Dabei denkt man schnell an Studierende und ja, auch den Auszubildenden will man die Situation verbessern. Soweit ist da wenig verwerfliches bei. Nur werden Azubis mitgedacht, wenn man Studierende meint. Azubis sind aber eine eigene sehr große Gruppe, die total andere Probleme hat, als Studierende. Verbindendes Element ist das ungefähr gleiche Alter. Daher überschneiden sich durchaus viele Problem, wie Wohnungsnot und kostengünstiger + guter ÖPNV.

Um diese verschiedenen Probleme zu verstehen und auseinander halten zu können, müsste man sich mit den Azubis mal unterhalten. Sagt sich ganz einfach. Kann eine Partei, ein*e Abgeordnete*r sich mit mir, stellvertretend für alle Azubis in Deutschland unterhalten? Natürlich nicht, da fehlt jegliche Legitimation. Aber mit wem unterhält man sich dann? Die Frage hab ich mir nie so wirklich gestellt, bis ich heute Abend mit Lasse und Miriam darüber geklönt habe. Eine allgemeine Auszubildendennvertretung gibt es nicht. Gewerkschaftsjugenden sind auch nur bedingt der*die richtige Ansprechpartner*in. 

Also bleibt die Industrie- und Handelskammer. Ein Verbund, der hauptsächlich von Unternehmen finanziert wird. Ein Verbund, der sich zwar um die Auszubilden kümmert, aber auch diese Aufgabe deutlich besser machen könnte. Würde die IHK eine Regelung zum Beispiel für vergünstigte ÖPNV-Tickets aushandeln und zustimmen, die für junge Leute einen entscheidenden Mehrnutzen hätte, wenn die Kammer oder deren Mitglieder (die Unternehmen) dafür einen horrenden finanziellen Beitrag leisten müssten? Ich wage dies sehr zu bezweifeln.

ES IST AN DER ZEIT EINE LOBBY FÜR AUSZUBILDENDE ZU SCHAFFEN!

Eine, die auch Gewicht hat. (Ja auch Grüne sind nicht prinzipiell gegen Lobbyismus, nur gegen diese perversen Auswüchse, die derzeit in der Politik zur Normalität geworden sind.) Wer daran Interesse hätte, darf sich auch gerne bei mir melden. Gibt es auch schnellere Wege, die zum Erfolg führen? Ja! Lasst uns die IHK vor Ort dazu auffordern tätig zu werden, ermutigt eure Abgeordnete sich mit dem Thema zu befassen und regt sie immer wieder an aktiv zu werden. Lasst euch nicht von den Totschlagargumenten: „Aber Azubis verdienen ja Geld …“ oder „Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“ vom Kurs abbringen. Forderungen nach einem günstigeren ÖPNV für Azubis sind nicht vermessen, sondern notwendige Schritte um schnellstmöglich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Dabei sollten die Politiker*innen jetzt nicht anfangen die beschissene Situation der Studierenden (dass Bafög nicht unabhängig von den Einkünften der Eltern vergeben wird, dass nicht genügend bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist, dass Universitäten und Fachhochschulen zu wenig Platz haben, …) gegen die bescheidenen Situation von Auszubildenden auszuspielen. Diese beiden Gruppen sind das komplette Fundament unserer nahen Zukunft. Wenn wir es hier vermasseln, dann kriegen wir das nicht mehr repariert. 

Ich verteile jetzt mal Arbeitsaufträge

– Politiker*innen: nicht nur Azubis mitdenken, sie auch mitnehmen. Dialog suchen und somit Lösungen finden.

– Auszubildende: Vernetzt euch und nervt eure IHK-Anlaufstellen. Findet Mitstreiter*innen für eure Themen und geht auch auf die Politiker*innen zu.

– IHK/HWK (Handwerkskammer) und Arbeitgeber*innen: Seid offen für die Themen und Probleme eurer und zukünftiger Auszubildender. Ihr könnt davon im Endeffekt nur profitieren.

Wir treffen uns dann in regelmäßigen Abständen wieder und vergleichen, wie weit jeder seine Aufgaben erfüllt hat. Ciao.

Fusioniert doch!

Junge Politiker*innen kriegen häufig direkt oder indirekt mitgeteilt, dass ihre Meinung nicht so wichtig seien. Das fängt in einfachen Diskussionen an, geht über die komplette Ignoranz bei der Aufstellung von Listen und Kandidat*innen für Wahlen und krönt sich in der Tatsache, dass junge Abgeordnete in Parlamenten weniger ernst genommen werden, als die älteren Kolleg*innen. Unter dem Hashtag #diesejungenleute findet man diverse Beispiele für die gesellschaftliche Ignoranz junger Leute auch außerhalb der Politik.

Anlass für diesen neuen Blogpost ist folgende Frage von „Y Politik-Podcast

Da mir die Anzahl an Zeichen, die für einen Tweet zu Verfügung stehen, für eine gute, schlüssige Antwort nicht reichen habe ich gedacht: „Du könntest auch mal wieder einen Blogpost in die Tasten hauen.“ Gedacht, getan.

Ich glaube der Vorschlag die Jugendverbände mit den Mutterparteien zu fusionieren würde den Effekt eher noch weiter verstärken, denn die Jugendorganisation der Parteien sind in gewisser Weise eine Art Spielplatz, auf dem man sich ausprobieren darf ohne gleich eine riesige Verantwortung übernehmen zu müssen. Zudem hat man bei Aktionen oder Veranstaltungen die von den Jugendorganisationen (zumindest von der Grünen Jugend, für die ich nur sprechen kann) eine deutlich geringere Hemmschwelle teilzunehmen. Sprich der Einstieg ist deutlich einfacher.

Beispiel: Wenn man sich diese Fusion auf lokaler Ebene vorstellt, dann wird es verdammt schwer jemanden im jugendlichen Alter, der politisch interessiert ist davon zu überzeugen, dass er jetzt zu einem Ortsverbandstreffen gehen soll, der locker auch als Seniorenkaffee durchgeht. Ganz abgesehen davon, dass Menschen, die 35 Jahre und älter sind (damit ist man in allen anderen Parteien zwar noch Mitglied im Jugendverband, aber nicht bei den Grünen) für andere Dinge streiten, als ein*e 15, 20 oder 25 Jährige*r.

Auch die Methoden, mit denen man für seine Ziele kämpfen möchte sind andere. Als junger Mensch brennst du dafür eine in deinen Augen bessere Welt zu gestalten. Dafür gehst du auf die Straße, gehst zu jeder Diskussionsveranstaltung in der Nähe, versiehst deine Umgebung mit markanten Stickern oder „verschönerst“ Plakate oder andere Elemente, die eine andere Richtung einschlagen wollen. Da wirst du direkt wütend, wenn du auf die Gelassenheit und Ruhe von älteren politisch Interessierten triffst, die du als „Verrat“ an der Bewegung interpretierst.

Deine Positionen sind halt noch radikaler, du verstehst nicht, was daran so schwer sein kann, diese Welt zu verändern. Du hast dir noch nicht „die Hörner abgestoßen“. Aber anstelle diese Floskel negativ zu sehen, sollte man sie positiv begreifen. Wenn man in der Politik immer schon den Kompromiss mitdenkt, wird man seine Ziele nicht erreichen können, so sehr man dafür kämpf t.

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass diese Effekte nicht zu Buche schlagen ist das Grundproblem, die Haltung der Älteren gegenüber den Jüngeren nicht gelöst. Das ganze #diesejungenleute Ding beruht auf der Tatsache, dass die Alten von den jungen Respekt einfordern, diesen aber nicht zurück geben. 

Auf meinen Jugendverband bezogen würde auch und gerade eine Fusion nicht weiterhelfen. Die Grüne Jugend ist zumindest in meinem Ortsverband und auch auf Landesebene ein fester Teil der Partei. Wir haben fest zugeschriebene Plätze im Parteirat, Delegiert*innen auf den Parteitagen und stehen im direkten Kontakt zu dem Landesvorstand der „Alt“-Grünen, wie die Partei bei uns genannt wird. Sprich rein institutionell werden wir nicht benachteiligt. Dazu kommt, dass viele Mitglieder der Grünen Jugend auch Mitglied bei den Grünen sind. Also auch ohne Fusion Mitglieder der Partei sind und somit in die selben Ämter gewählt werden dürften, wie Ü30-Personen.

Fazit: Wir müssen an der Einstellung der Gesellschaft arbeiten, damit sich diese jungen Leute weiterhin und wieder mehr für Politik interessieren. Eine Fusionierung der Jugendverbände mit den Mutterverbänden würde einen Raum für eigene, junge Wege und Positionsfindung der einzelnen Mitglieder nehmen.

Politik ohne Jugend

Schleswig-Holstein wartet nur darauf von jungen, grünen Menschen abgeholt zu werden. Diese Erfahrung habe ich im letzten halben Jahr häufiger gemacht. In Diskussionen im Wahlkampf, sprich an direkt erkennbaren Orten unserer Partei, aber auch in Situationen, in denen ich nicht direkt als Grüner zu erkennen war, habe ich bei der Generation 25- häufig offene Türen eingerannt. Diese Türen musste ich häufig nur erst schaffen. 

Themen, die in den Medien behandelt werden kommen nicht verständlich und ausreichend erklärt bei den vor allen jungen Rezipient*innen an. Für mich, der seine Informationen zum größten Teil aus dem öffentlich rechtlichen Medien und Onlineangeboten der Tageszeitungen und Wochenmagazinen entnimmt war das neu. Bei mir laufen ständig Nachrichten, Talkshows und andere politische und informative Formate. Teilweise auch nur im Hintergrund. Durch diesen dauerhaften Informationsbedarf und die vielfältigen Anbieter kann ich mir leicht eine Meinung bilden und Sachthemen verstehen.

Dieses Unwissen oder Halbwissen der jungen Leute zeugt allerdings nicht, wie im gesellschaftlich Konsens geglaubt wird, von fehlenden Interesse an den Themen der Politik und Gesellschaft. Vielmehr zeugt es von nicht ausreichenden, bzw. nicht zeitgemäßen Erklärungen zu diesen Themen. Wenn man Sachzusammenhänge darstellt, wenn man Halbwissen aufgreift und weiterführt, dann merkt man das entsprechende Interesse der Gen Y und Millenials.

Der Erfolg von Formaten, wie INFORMR zur Bundestagswahl (und zum Glück auch darüber hinaus) zeigt, dass mit ansprechenden Formaten und knappen, prägnanten Statements die Begeisterung für Politik und eine demokratische Debatte auch bei den Erst- und Jungwähler*innen vorhanden ist. Der Mut zu neuen Ideen ist in der aktuellen politischen Landschaft leider sehr gering. Dieser Mut muss als Chance begriffen werden. Dies bedarf einem langen Lernprozess, der möglichst schnell angestoßen werden sollte. Denn ansonsten werden sich diese Generationen immer weiter und immer zahlreicher von der Politik entfernen.

Zu diesem Mut und frischen Inhalten gehört auch, dass wir uns als Grüne und auch die Politik als solches verjüngen muss. Es ist ein heftiger Schlag in den Kontor, dass von 709 Abgeordnet*innen im neuen Bundestag gerade einmal 5 unter 30 Jahren sind. Es ist auch ein klares Statement an junge Menschen, dass sie der aktuellen Politik egal sind. Das Problem: man kann sich nicht zum einen über die politikferne Jugend beschweren und sie dann so ignorieren. Denn man glaubt es kaum, es gibt auch in Deutschland mehr als 5 Politiker*innen unter 30.

Die Tatsache, dass viele Themen nicht zu den jungen Menschen durchdringen sollte uns schnell dazu führen, etwas an diesem Missstand ändern zu wollen. Einfachster Schritt wäre ein verpflichtender Politikunterricht ab Klasse 5. Wer hier anfängt unsere Demokratie zu erklären, kann in den späteren Jahren die Zeit damit verbringen tagesaktuelle Themen zu behandeln und anspruchsvolle Diskussionen zu führen. Wer in Klasse 10 erst anfängt die Basics zu lehren, der wird in den verbleibenden Jahren der Schullaufbahn nur noch die wenigsten erreichen.

Aber auch außerhalb der Schule muss die Gesellschaft mehr politische Bildung betreiben. Das Angebot von Kreisjugendringen, Jugendvertretungen und anderen geeigneten Vereinen, Verbänden, Projekten und Stiftungen muss massiv ausgebaut werden. Und in Kooperation mit den Schulen auch Schüler*innen erreichen, die nicht von sich aus politisch aktiv geworden wären.

Zurück zu Schleswig-Holstein. Das Ergebnis der U18-Wahl in Schleswig-Holstein stimmt mich als Grüner sehr positiv. Wir haben bei dieser 18% erreicht und konnten hinter der CDU zweitstärkste Kraft werden. Das heißt, wenn wir uns nicht zu doof anstellen, dann können wir in Zukunft unsere guten Ergebnisse sogar noch verbessern. Das wird allerdings nichts, wenn wir die jungen Wähler*innen ignorieren. Auch die Listen und Strukturen der Grünen lassen Raum für Verjüngung. Und dafür werde ich vor allem in meiner Partei im kommenden Jahr als Landesvorsitzender der „Grünen Jugend“ werben und kämpfen.