„In der Krise zeigen sich unsere vernachlässigten Probleme, wie unter einem Brennglas.“ Diesen Satz haben wir in den letzten Wochen und Monaten zu genüge gehört. Und dennoch verliert er nicht an Wahrheit. Auch und gerade nicht im Bezug auf die Europäische Union.
In den Momenten, wo wir uns auf unsere gemeinsamen Werte hätten besinnen können und müssen, haben wir auf nationalstaatliche Reflexe zurückgegriffen. Schlagbäume runter, Exportverbote für medizinische Ausstattung. Misstrauen, wo wir Zusammenarbeit gebraucht hätten.
Wir müssen aufpassen, dass wir unser Europa und alle dazugehörigen Freiheiten und Chancen, nicht durch die Saat der Populist*innen, innerhalb und außerhalb unserer Gemeinschaft, verlieren. In Italien hat sich gezeigt, dass zum Beispiel China, jederzeit in den Startlöchern steht, einen Keil in unsere Union zu treiben. Wer hinter die Fassade einer gelungenen globalen Zusammenarbeit schaut, findet den Wunsch, eine geschwächte EU als Partner*in zu haben.
Unser Zusammenhalt ist unsere Stärke, nur müssen wir wieder lernen, diese zu nutzen. Die EU kann weltweite Standards durchsetzen, dies hat uns spätestens die Datenschutzverordnung gezeigt. Diese Kraft müssen wir jetzt auch in anderen Bereichen einsetzen. Wir können den Klimaschutz weiter voran bringen, als die bloße Reduktion unserer Werte. Wenn Europa zeigt, dass sich mit einer ressourcenschonenden Wirtschaft Wohlstand nicht nur festigen lässt, sondern auch noch für die gesamte Gesellschaft erreichen lässt, werden uns viele Länder folgen.
Auch unsere hausgemachten Probleme können wir nur mit mehr und nicht mit weniger Europa lösen. Eine von allen, dem Binnenmarkt angehörigen Nationen, abgesprochene Besteuerung von Unternehmen und Verhinderung von Steueroasen würde nicht nur zu mehr Vertrauen untereinander führen, es würde auch finanzielle Mittel in großen Mengen generieren.
Mittel, die wir brauchen werden um unserer Union ein neues, für die Zukunft tragendes Ziel zu geben. Frieden und wirtschaftliche Zusammenarbeit sind für meine Generation selbstverständlich geworden. Auch wenn wir in der heutigen Zeit merken, dass die Selbstverständlichkeit nicht zwingend ein dauerhafter Wert sein muss. Und dennoch wünschen sich viele, dass wir den Weg der europäischen Integration weiter und vor allem schneller gehen.
Ob und ab wann wir unsere EU irgendwann einen gemeinsamen Staat nennen, ist dabei nicht so relevant, wie der Weg dahin. Aber eins ist sicher: Aus dieser, wie auch vielen andere, Krise hilft nur Europa!