Fusioniert doch!

Junge Politiker*innen kriegen häufig direkt oder indirekt mitgeteilt, dass ihre Meinung nicht so wichtig seien. Das fängt in einfachen Diskussionen an, geht über die komplette Ignoranz bei der Aufstellung von Listen und Kandidat*innen für Wahlen und krönt sich in der Tatsache, dass junge Abgeordnete in Parlamenten weniger ernst genommen werden, als die älteren Kolleg*innen. Unter dem Hashtag #diesejungenleute findet man diverse Beispiele für die gesellschaftliche Ignoranz junger Leute auch außerhalb der Politik.

Anlass für diesen neuen Blogpost ist folgende Frage von „Y Politik-Podcast

Da mir die Anzahl an Zeichen, die für einen Tweet zu Verfügung stehen, für eine gute, schlüssige Antwort nicht reichen habe ich gedacht: „Du könntest auch mal wieder einen Blogpost in die Tasten hauen.“ Gedacht, getan.

Ich glaube der Vorschlag die Jugendverbände mit den Mutterparteien zu fusionieren würde den Effekt eher noch weiter verstärken, denn die Jugendorganisation der Parteien sind in gewisser Weise eine Art Spielplatz, auf dem man sich ausprobieren darf ohne gleich eine riesige Verantwortung übernehmen zu müssen. Zudem hat man bei Aktionen oder Veranstaltungen die von den Jugendorganisationen (zumindest von der Grünen Jugend, für die ich nur sprechen kann) eine deutlich geringere Hemmschwelle teilzunehmen. Sprich der Einstieg ist deutlich einfacher.

Beispiel: Wenn man sich diese Fusion auf lokaler Ebene vorstellt, dann wird es verdammt schwer jemanden im jugendlichen Alter, der politisch interessiert ist davon zu überzeugen, dass er jetzt zu einem Ortsverbandstreffen gehen soll, der locker auch als Seniorenkaffee durchgeht. Ganz abgesehen davon, dass Menschen, die 35 Jahre und älter sind (damit ist man in allen anderen Parteien zwar noch Mitglied im Jugendverband, aber nicht bei den Grünen) für andere Dinge streiten, als ein*e 15, 20 oder 25 Jährige*r.

Auch die Methoden, mit denen man für seine Ziele kämpfen möchte sind andere. Als junger Mensch brennst du dafür eine in deinen Augen bessere Welt zu gestalten. Dafür gehst du auf die Straße, gehst zu jeder Diskussionsveranstaltung in der Nähe, versiehst deine Umgebung mit markanten Stickern oder „verschönerst“ Plakate oder andere Elemente, die eine andere Richtung einschlagen wollen. Da wirst du direkt wütend, wenn du auf die Gelassenheit und Ruhe von älteren politisch Interessierten triffst, die du als „Verrat“ an der Bewegung interpretierst.

Deine Positionen sind halt noch radikaler, du verstehst nicht, was daran so schwer sein kann, diese Welt zu verändern. Du hast dir noch nicht „die Hörner abgestoßen“. Aber anstelle diese Floskel negativ zu sehen, sollte man sie positiv begreifen. Wenn man in der Politik immer schon den Kompromiss mitdenkt, wird man seine Ziele nicht erreichen können, so sehr man dafür kämpf t.

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass diese Effekte nicht zu Buche schlagen ist das Grundproblem, die Haltung der Älteren gegenüber den Jüngeren nicht gelöst. Das ganze #diesejungenleute Ding beruht auf der Tatsache, dass die Alten von den jungen Respekt einfordern, diesen aber nicht zurück geben. 

Auf meinen Jugendverband bezogen würde auch und gerade eine Fusion nicht weiterhelfen. Die Grüne Jugend ist zumindest in meinem Ortsverband und auch auf Landesebene ein fester Teil der Partei. Wir haben fest zugeschriebene Plätze im Parteirat, Delegiert*innen auf den Parteitagen und stehen im direkten Kontakt zu dem Landesvorstand der „Alt“-Grünen, wie die Partei bei uns genannt wird. Sprich rein institutionell werden wir nicht benachteiligt. Dazu kommt, dass viele Mitglieder der Grünen Jugend auch Mitglied bei den Grünen sind. Also auch ohne Fusion Mitglieder der Partei sind und somit in die selben Ämter gewählt werden dürften, wie Ü30-Personen.

Fazit: Wir müssen an der Einstellung der Gesellschaft arbeiten, damit sich diese jungen Leute weiterhin und wieder mehr für Politik interessieren. Eine Fusionierung der Jugendverbände mit den Mutterverbänden würde einen Raum für eigene, junge Wege und Positionsfindung der einzelnen Mitglieder nehmen.

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